Soundwalk Nürnberg, Hans-Sachs-Platz - Wöhrder Wiese

Ein Projekt des Seminars sound walks, city voices – urban sound studies unter der Leitung von Prof. Peter Gahn und Prof. Susanne Kelling mit Helena Steiner und Martin Weigert (Sommersemester 2016)

Dauer ca. 45 min
Start/Ende: Hans-Sachs-Platz, 90403 Nürnberg

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1. Hans-Sachs-Platz
Stellen Sie sich in die Mitte des Hans-Sachs-Platzes.
Hören Sie auf die eigenen Geräusche, das Atmen, die Geräusche der Kleidung durch eigenes Bewegen oder den Wind. Versuchen Sie die Geräusche so weit wie möglich zu verringern und verlangsamen. Hören Sie gegebenenfalls die Geräusche der Personen Ihrer Gruppe. Erweitern Sie Ihren Wahrnehmungsradius auf die gesamte Umgebung: Hören Sie die Geräusche auf dem Platz, aus den umliegenden Cafés, aus den anliegenden und weiter entfernten Straßen und Orten. Versuchen Sie z.B. den Weg, den sie gekommen sind, akustisch zurückzuverfolgen. Fokussieren Sie immer weiter entlegene Klänge und lösen am Schluss den Fokus, lassen die nahen und fernen Klänge aus allen Richtungen ein Gesamtklangbild ergeben.

Gehen Sie in Richtung Café Bar Katz und biegen rechts in Richtung Spitalbrücke ein. Nehmen Sie die Klangänderung durch die Kurve wahr: die Klänge bekommen einen anderen Raumklang, werden stärker, schwächer, oder fallen ganz weg. Neue Klänge kommen hinzu. Die Fahrgeräusche der Autos und Fahrräder ändern sich in doppelter Hinsicht; auf der einen Seite durch die Richtungsänderung und damit verbundene Veränderung des akustischen Raumes, auf der anderen Seite durch die geänderte Fahrweise in der Kurve.

2. Leo-Katzenberger-Weg – Beginn

Biegen Sie links in den Leo-Katzenberger-Weg ein. Eine neue Klangwelt öffnet sich.
Halten Sie inne und setzen sich vielleicht auf eine der auf linken Seite stehenden Bänke. Fokussieren sie einzelne Klänge, bestimmen die Klangquellen und den Entstehungsort. Differenzieren Sie mögliche Tiergeräusche, unterscheiden sie nach Arten, zählen die Tiere. Hören Sie den Wind in den Gegenständen der Umgebung und versuchen Sie, mit Ihrem Gehör herauszufinden, aus welcher Richtung er kommt, in welche Richtung er geht. Achten Sie auf den durch das Wasser des Flusses veränderten akustischen Raum. Vielleicht machen Vögel im Wasser und Regentropfen in das Wasser dieses hörbar. Und vielleicht können Sie schon das Rauschen vom Wehr wahrnehmen.

Leo-Katzenberger-Weg – die Häuser, der Fluss, die Passanten
Setzen Sie Ihren Weg fort. Erfassen Sie die Unterschiede beider Seiten: Häuser auf der linken Seite, rechts das Flussufer, der Fluss. Hören Sie die Menschen und Tiere auf den Balkonen, die Geräusche aus den Häusern und den Seitenstraßen.
Nehmen Sie während des Vorübergehens an der Häuserreihe den mehrfach enger werdenden und sich plötzlich wieder öffnenden Klangraum wahr, geformt durch die diagonal versetzt stehenden Häuser und sich daran anschließenden offenen Flächen und Straßen.
Hören Sie gleichzeitig das Näherkommen und wieder Entfernen der vorbeigehenden Passanten – einzeln oder in Gruppen – in verschiedensten Gangarten und Geschwindigkeiten, die Geräusche ihrer Kleidung und ihrer Schuhe in vielfältigen Materialien und Formen. Unterscheiden Sie die akustischen Eigenheiten der Roller, Skateboards, Fahrräder, E-bikes, Kinderwagen in diversen Bauweisen. Erkennen Sie die Ihnen von hinten nahenden Klangquellen, bevor Sie sie sehen. Der Klang des Wehrs wird immer lauter bzw. allmählich hörbar.


3. Andrei-Sacharov-Platz
Am Ende des Weges gelangen Sie auf den Andrei-Sacharov-Platz, offen, mit etwas mehr Abstand vom Ufer, mit einem sehr unterschiedlichem Klangraum. Nehmen Sie sich Zeit, ihn hörend zu erfassen. Zu den Öffnungszeiten der Zentral-Mensa auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes sind ankommende und ihn verlassene Studierende zu hören.

4. Hoher Steg
Verlassen Sie den Platz in Richtung Fluss, Hoher Steg. Konzentrieren Sie sich auf den Klang des Wassers und überqueren den Hohen Steg. Das Wehr wird deutlich hörbar, doch verdeckt der Klang nicht alles. Eventuelle Gegenstände im Wasser formen das Klangband.

5. Hintere Insel Schütt – Spielplätze
Biegen Sie links in den Weg Hintere Insel Schütt ein. Hören Sie das immer lauter werdende Wehr bis zu seinem akustischen Höhepunkt.
Rechts vom Weg und links, auf der anderen Flussseite, befinden sich Kinderspielstätten. Wenn sich dort Kinder befinden, lauschen Sie ihrem Spiel und den Geräuschen der Geräte. Vielleicht hören Sie sogar Interaktionen zwischen den Spielstätten rechts hinten und links vorne. Wenn keine Kinder anwesend sind, stellen Sie sich vor, wie es klingen könnte, wenn sie da wären.

6. Hintere Insel Schütt – Kasemattentor
Bleiben Sie im Durchgang des Kasemattentores stehen und erfassen Sie den extremen Klangwechsel. Bemerken Sie die durch Öffnungen und Oberlicht entstehenden Klangfenster und versuchen Sie, das Rauschen des Wehr noch zu hören.

7. Hintere Insel Schütt – Weg zwischen Stadtmauer und Steubenbrücke, unter der Steubenbrücke, Franz- Josef- Strauß- Brücke
Folgen Sie dem Weg rechts und differenzieren Sie dabei die Geräusche der verschiedenen Verkehrsmittel, die Sie von der parallel verlaufenden oberen Straße vernehmen können. Die rechts angrenzende Stadtmauer prägt die akustischen Eigenschaften des Klangraums.
Machen Sie unter der Steubenbrücke und der Franz-Josef-Strauß-Brücke halt und lauschen Sie den verschiedenen Hallräumen. Experimentieren Sie, wo Sie welche Geräusche deutlicher oder weniger deutlich wahrnehmen. Spielen Sie mit dem Echo Ihrer eigenen Stimme, Klatschen, Stampfen.

8. Hintere Insel Schütt – U-Bahnstation Wöhrder Wiese, Landzunge
Folgen Sie dem Weg bis zum Eingang der U-Bahnstation. Hier vermischen sich zwei Klanglandschaften, der grüne Naherholungsbereich und die Verkehrswelt: die Klänge der Autos, der Tram und der einfahrenden U-Bahnen vermengen sich mit den Klängen des Windes in den Bäumen, der Menschen und der Tiere.
Vergleichen Sie ihre Erinnerung an die Klangwelt des Leo-Katzenberger-Wegs mit der der Landzunge.
Ein Schild weist auf Bibertätigkeit hin. Wenn Sie nicht zu hören sind, kann man sie vielleicht in der Vorstellung dezent in die tatsächliche Klangwelt oder erahnte Klangwelt der Dämmerung, am frühen Abend einfügen.

9. Kleine Brücke, unter der Steubenbrücke, Franz-Josef-Strauß-Brücke
Überqueren Sie rechts die Brücke und hören den Klang Ihrer eigenen und fremder Schritte auf den überteerten Holzbohlen.
Biegen Sie erneut rechts ab und gehen Sie unter den Brücken durch. Erinnern Sie sich an die Klangräume unter den Brücken auf dem Hinweg und vergleichen Sie diese mit der jetzigen. Von einem oder mehreren Wasserrohren auf der gegenüberliegenden Seite sind vielleicht Tropfen zu hören.
Das Gefälle des Weges formt die Fahrweise der Fahrradfahrer, die so dessen Struktur hörbar machen.

10. Durchgang am Naturhistorischen Museum
Im Durchgang am Naturhistorischen Museum gibt es wieder eine Öffnung an der Oberseite. Vergleichen Sie die akustischen Eigenschaften mit denen der bisher wahrgenommenen Durchgänge, dem Kasemattentor und den Brücken.

11. Kino-Café-Komplex
Gehen Sie am Kino-Café-Komplex vorbei und hören Sie die Klänge aus unterschiedlichen Richtungen, von Gruppen von stehenden, im und vor dem Café sitzenden Personen. Gegebenenfalls bilden Geräusche von der Dachterrasse des Cafés eine weitere Klangebene, erweitern das Panorama in die dritte Dimension.

12. Holzbrücke
Überqueren Sie nun die Holzbrücke zu Ihrer Linken. Erinnern Sie sich an den Klang der vorigen Holzbrücke und vergleichen ihn mit dem dieser Brücke.

13. Hintere Insel Schütt – Wehr, Fußballkäfige
Biegen Sie links in den Weg am Fluss ein. Ein anderes Wehr wird langsam hörbar. Folgen Sie dem Klang.
Rechts vom Weg stehen bunte Käfige aus Metallstreben. Gehen Sie hinein, schließen nach einiger Betrachtung die Augen und versuchen den Raum klanglich wahrzunehmen, die Abstände von anderen Klangquellen - das Fehlen von Fußgängern, Fahrradfahrern und Verkehr in direkter Nähe - und die andere Bodenbeschaffenheit. Vergleichen Sie die auditive mit der visuellen Wahrnehmung.

14. Hintere Insel Schütt – Restaurant/Café Barcelona, Spitalbrücke
Setzen Sie Ihren Weg bis zum Restaurant/Café Barcelona fort.
Gehen Sie auf die Spitalbrücke zu und achten Sie darauf, ab wann und wie schnell die Verkehrsgeräusche hörbar werden. Differenzieren Sie die Motorklänge unterschiedlicher Fahrzeugtypen und verschiedene Fahrstile.

15. Hans-Sachs-Platz
Kehren Sie nun wieder zum Anfangspunkt auf dem Hans-Sachs-Platz zurück. Hören Sie darauf, wie sich im Verlaufe der Zeit der Klangraum selber und Ihre Hörwahrnehmung verändert hat.

Mögliche Reprise
Gehen Sie erneut den kompletten Weg in zügigem Schritttempo ab und versuchen Sie, alle beim vorigen Mal erfahrenen komplexen Klangbilder und Klangveränderungen noch einmal mitzuerleben.


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