Peter Gahn
atonoba I
Schlagzeug solo
(2002/3)
15 min
Edition Juliane Klein
GEMA-Nr: 8679601
Aufführungen
- UA: Yoshiko Kanda, Hôshigaoka-kôen, Mochizuki-machi, Nagano, Japan 2004
- DE: Michael Pattmann,
Stadtmuseum Oldenburg 2006
- weitere Interpreten: Gereon
Voss (ensemble:hörsinn), Jens Brülls, Rolf
Hildebrand (notabu.ensemble neue
musik)
- Weitere Aufführungsorte: Künstlerfest Hermannshof, "achtmal alte brüderkirche" Kassel, Tachikawa Performing Arts Festival Tokio, Landesmuseum Münster, Romanischer Sommer Köln
Aufnahmen
- DLF, Gereon Voss, 2007
- WDR, Jens Brülls, 2008
Michael Pattmann, Tachikawa Performing Arts Festival 2006 ©
Akira Kitazawa 2006
Programmtext
"atonoba" war ursprünglich als eine Weiterführung meines durch
Murakami Harukis Roman "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt"
inspirierten Stückes "reading of unicorn skulls" gedacht. Zu der Zeit der
Komposition von "atonoba" befand ich mich aber gleichzeitig in den
Vorbereitungen für ein Stück für Noh-Theater und studierte ausgiebig die Art
und Weise, den Rhythmus, die Strukur der Bewegungen des Tanzes des Shite (des
Hauptdarstellers). Nach Abschluss von "atonoba" stellte ich überraschend fest,
wie viele Spuren das Noh-Theater in diesem Stück in verschiedensten
musikalischen Ebenen hinterlassen hat. Es ist sogar möglich, das Stück in
Kombination mit einem Noh-Theater aufzuführen. So wählte ich als Titel
"atonoba" (auf Japanisch in der bedeutungslosen japanischen Silbenschrift
geschrieben), wobei das "ato" ausgesprochene Wort mit 2 verschiedenen
chinesischen Schriftzeichen (= Bedeutungen) geschrieben werden kann und der
Titel dann 2 verschiedene Bedeutungen bekommt:
1) "der hintere Ort" in Analogie zu dem Begriff "nochiba" (=der
hintere/spätere Ort) des Noh-Theaters, der die zweite Hälfte eines Noh-Werkes
bezeichnet, in welcher der Shite (der Hauptdarsteller), nach Wechseln der
Kleidung und Maske, in verwandelter, abstrakter Gestalt auftaucht. Im "nochiba"
ist nicht nur die Gestalt, sondern auch die theatralische Darstellung
verwandelt, abstrakter geworden, u.a. mehr auf den Tanz konzentriert. "atonoba"
kann in direktem Anschluss an ein Noh-Theaterstück, nach dem “nochiba”,
wie eine zweite Verwandlung in die Abstraktion, ein zweiter "nochiba"
aufgeführt werden.
2) "der Ort der Spuren" der charakteristisch, eilend verweilenden Bewegungen
des Shite (=Hauptdarsteller des Noh-Theaters), welche sich sowohl in den
Bewegungen des Schlagzeugers als auch in der rhythmischen Form finden.
Wie der Shite beim Noh durch den Chor paraphrasiert oder kommentiert wird, kann
"atonoba I" für Schlagzeug solo auch mit Flöte,Violoncello und Klavier als
"Chor" aufgeführt werden: "atonoba I+II" für Schlagzeug und
Flöte,Violoncello, Klavier
(Peter Gahn)