Peter Gahn
atonoba I+II
Schlagzeug, Flöte, Violoncello, Klavier
(2002/4)
15 min
Edition Juliane Klein
GEMA-Nr: 9019636
Aufführungen
- UA: ensemble:hörsinn, Münster, 11.11.2007
- Weitere Interpreten: notabu.ensemble neue musik
- Weitere Aufführungsorte: Tonhalle Düsseldorf 2010
Aufnahmen
- Deutschlandfunk, ensemble:hoersinn, 2007, Münster
Programmtext
"atonoba" war ursprünglich als eine Weiterführung meines durch
Murakami Harukis Roman "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt"
inspirierten Stückes "reading of unicorn skulls" gedacht. Zu der Zeit der
Komposition von "atonoba" befand ich mich aber gleichzeitig in den
Vorbereitungen für ein Stück für Noh-Theater und studierte ausgiebig die Art
und Weise, den Rhythmus, die Strukur der Bewegungen des Tanzes des Shite (des
Hauptdarstellers). Nach Abschluss von "atonoba" stellte ich überraschend fest,
wie viele Spuren das Noh-Theater in diesem Stück in verschiedensten
musikalischen Ebenen hinterlassen hat. Es ist sogar möglich, das Stück in
Kombination mit einem Noh-Theater aufzuführen. So wählte ich als Titel
"atonoba" (auf Japanisch in der bedeutungslosen japanischen Silbenschrift
geschrieben), wobei das "ato" ausgesprochene Wort mit 2 verschiedenen
chinesischen Schriftzeichen (= Bedeutungen) geschrieben werden kann und der
Titel dann 2 verschiedene Bedeutungen bekommt:
1) "der hintere Ort" in Analogie zu dem Begriff "nochiba" (=der
hintere/spätere Ort) des Noh-Theaters, der die zweite Hälfte eines Noh-Werkes
bezeichnet, in welcher der Shite (der Hauptdarsteller), nach Wechseln der
Kleidung und Maske, in verwandelter, abstrakter Gestalt auftaucht. Im "nochiba"
ist nicht nur die Gestalt, sondern auch die theatralische Darstellung
verwandelt, abstrakter geworden, u.a. mehr auf den Tanz konzentriert. "atonoba"
kann in direktem Anschluss an ein Noh-Theaterstück, nach dem “nochiba”,
wie eine zweite Verwandlung in die Abstraktion, ein zweiter "nochiba"
aufgeführt werden.
2) "der Ort der Spuren" der charakteristisch, eilend verweilenden Bewegungen
des Shite (=Hauptdarsteller des Noh-Theaters), welche sich sowohl in den
Bewegungen des Schlagzeugers als auch in der rhythmischen Form finden.
Wie der Shite beim Noh durch den Chor paraphrasiert oder kommentiert wird, kann
"atonoba I" für Schlagzeug solo auch mit Flöte,Violoncello und Klavier als
"Chor" aufgeführt werden: "atonoba I+II" für Schlagzeug und
Flöte,Violoncello, Klavier
(Peter Gahn)