Peter Gahn - Hochschule für Musik Nürnberg
Soundwalk Nürnberg, Staatstheater - Beschreibung
Kartendaten©OpenStreetMap contributors - Veröffentlicht unter ODbL
Ein Soundwalk ist ein Spaziergang zum Hören.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konzentrieren sich dabei auf die
akustische Umgebung, fokussieren ihre Wahrnehmung auf die Klänge und
Rhythmen der Umwelt und ihren Verlauf. Der Soundwalk wird auf der
speziell dafür ausgesuchten Route um das Staatstheater herum als
Gruppe begangen. Beim Spazieren wird das eigene Erzeugen von
Geräuschen möglichst vermieden; jedes Gespräch, jeder Austausch kann
bis nach dem Spaziergang warten, denn jeder soll wie beim Hören
eines Konzertes durchgehend den Klängen – hier der Nürnberger
Klanglandschaft – lauschen können. Die Umgebung wird als eine
einmalige Musik der Geräusche erfahren, die jedem an genau diesem
Ort in genau diesem Moment zuteil wird. Jede Person wird den
Soundwalk anders erleben, niemals wird er zweimal gleich erlebt.
Beschreibung der Route (Dauer ca. 45 min)
auch zum späteren individuellen Wiedererleben, einzeln oder mit
einer Gruppe, oder zum Erinnern:
1. Treffpunkt: Foyer Schauspiel, Staatstheater
Nürnberg
Nach einer kurzen Einweisung gehen Sie auf den Vorplatz und fangen
an, den Klangraum, die Geräusche Ihrer Umgebung mehr und mehr
wahrzunehmen. Nehmen sie die Treppe hinunter zum
Karl-Pschigode-Platz und erfahren einen neue Klangwelt:
Eine andere Akustik durch eine andere umgebende Architektur, die Geräusche des Verkehrs vor Ihnen, von rechts nach links und links nach rechts kommend und gegebenenfalls an den Ampelanlagen abbremsend bzw. wieder anfahrend, und vielleicht ein paar vorübergehende Fußgänger_innen. Gehen Sie über die über die Ampeln in Richtung Tunnel, während eventuell die Autos rechts und links neben Ihnen stoppen, mit laufenden Motoren warten.
3. Tafelfeldtunnel
Hier ändert sich sowohl die Richtung des Verkehrs – nun verläuft er neben Ihnen, von vorn nach hinten bzw. umgekehrt – als auch sein Klang, besonders auffällig durch die Akustik, den Hall des Tunnels, der die Motorengeräusche in den Vordergrund treten lässt. Hin und wieder können Sie das dunkle Grollen der Züge auf der über den Tunnel verlaufenden Bahnstrecke oder das leise Klicken eines vorbeifahrenden Fahrrads hören. Aber auch die Schritte von Ihnen, Ihrer Gruppe und anderen Fußgänger_innen werden verstärkt.
4. Celtispark
Biegen Sie nach dem Tunnel schräg links in den Fußweg am Haus entlang ein. Nach oben ist der Raum nun offen, aber auf der rechten Seite von der Häuserwand begrenzt. Versuchen Sie auf die akustischen Unterschiede der beiden Seiten zu hören. Dann biegen Sie schräg links in den Park ein, spüren
die offenen Seiten und den anderen Untergrund, hören das Geräusch der Schritte auf dem sandigen Boden. Vielleicht sind spielende Kinder zu hören, wahrscheinlich ganz im Unterschied zu den Geräuschen der Menschen auf der anderen Seite des Tunnels. Autos sind kaum noch zu hören. Halten Sie sich weiter links und gehen durch den nächsten Tunnel.
5. Karl-Bröger-Tunnel
Achten Sie besonders auf die unterschiedliche Klangumgebung des Ein- und Ausgangs des Tunnels. Im Tunnel, ohne Kraftfahrzeugverkehr, sind nun viel deutlicher die Geräusche der Menschen zu hören: Schritte, Fahrräder, Kinderwagen, aber auch Gespräche, Rufe etc. Experimentieren Sie auch gerne mit festeren und leichteren Schritten oder mit Schnippen und Klatschen Ihrer Hände, um den spezifischen Hall innerhalb des Tunnels wahrzunehmen.
Überqueren Sie die Straße und gehen Sie weiter geradeaus in die Tafelhofstraße.
6. Tafelhofstraße
Nun sind Sie wieder in einem Raum ohne Hall. Wenn Sie genau lauschen, werden Sie sich aber der Häuser direkt links von Ihnen und rechts auf der anderen Straßenseite bewusst. Und wenn Sie sich noch weiter auf den Klangraum einlassen, werden Sie die akustischen Fenster zu den Innenhöfen wahrnehmen. Deutlich zu hören ist, wie sich das Geräusch der Autos ändert, wenn sie von dem anfänglichen Asphalt auf das Kopfsteinpflaster kommen. Nach und nach werden die Verkehrsgeräusche lauter, da Sie sich nun einer der Hauptstraßen Nürnbergs nähern.
Biegen Sie links in den Frauentorgraben ein.
7. Frauentorgraben (Straße)
Nehmen Sie während Ihres Abbiegens wahr, wie sich die Welt der Verkehrsgeräusche um Sie herumdreht, geformt durch die freie Fläche rechts und die Häuserzeile links. Versuchen Sie in dem meist dichten Verkehr, vielleicht mit Akzenten durch lautes Hupen strukturiert, nach und nach einzelne Geräusche zu differenzieren, die Klänge unterschiedlicher Motoren, Reifen etc. Auch Fußgänger_innen kreuzen nun vermehrt Ihren Weg. Hören Sie auch speziell auf die teils sehr dezenten Geräusche, die von ihren Mitmenschen erzeugt werden. Nehmen Sie die Treppe hinunter in die U-Bahnhaltestelle, hören vielleicht die Rolltreppe, Schritte auf der Treppe und steigen in eine völlig andere Klangwelt.
8. U-Bahnhaltestelle/Frauentorgraben (untere Ebene)
Lassen den Bahnsteig links liegen und biegen links ein in den Frauentorgraben. Hier erleben Sie eine Fusion von Stadtleben und Natur. Beachten Sie, wie die Mauern auf beiden Seiten des Gehweges eine Schallbarrikade bilden. Obwohl die belebte Straße gleich neben Ihnen liegt, klingen die Autos gedämpft und fern. In Ihrer Umgebung sind je nach Wetter, Jahres- und Tageszeit mehr oder weniger Klänge der Natur, wie der Wind in den Baumzweigen und das Zirpen der Vögel zu hören. Mit Abstand hören Sie die Klänge der U-Bahnstation: Menschen, Ansagen, Signale, ankommende und abfahrende U-Bahnen, Türgeräusche etc.
Gehen Sie nun die Treppe hinauf. Achten Sie auf den besonderen Belag, einen Boden ganz unterschiedlich von denen, über die Sie bisher gelaufen sind. Die Schuhe verursachen abhängig vom Material der Sohlen unterschiedliche dumpfe Geräusche. Die Klänge der U-Bahnstation entfernen sich beim Hinaufsteigen immer weiter. Gehen sie rechts in die enge Gasse der Frauentormauer.
9. Frauentormauer
Hier können Sie wieder einzelne Autos hören, ganz dicht neben Ihnen, in der speziellen Akustik, geprägt durch die massive, poröse Stadtmauer direkt rechts neben Ihnen. Biegen Sie rechts in die Grasergasse ein, hören den Verkehr der großen Straße von der anderen Seite und überqueren die Straße Frauentorgraben an der Ampelanlage in Richtung Staatstheater.
10. Richard-Wagner-Platz
Auf dem Richard-Wagner-Platz vor dem Staatstheater halten Sie inne und lassen sich auf die besondere Klangwelt dieses Ortes ein. Lauschen Sie auf sie und verorten sie räumlich und zeitlich in der Abfolge der Klangräume, die Sie gerade erlebt haben. Wie im Theater, der Oper oder der Instrumentalmusik eine Figur oder ein Thema, kann auch ein urbaner Klangort nicht nur durch tatsächliche Wandlung in der Zeit, sondern auch durch die gemachte Erfahrung im Verlaufe des Stücks aus ganz neuer Perspektive erfahren werden, der Klangraum im Rahmen eines gemeinsamen sinnlichen Erlebnisses eine einmalige Schönheit entfalten.
Eine Kurzversion des Soundwalks ist möglich:
10. Richard-Wagner-Platz
8. U-Bahnhaltestelle/Frauentorgraben (untere Ebene)
9. Frauentormauer
7. Frauentorgraben (Straße)
6. Tafelhofstraße
ohne durch die Tunnel zu gehen, über die Sandstraße zu
2. Karl-Pschigode-Platz
1. Vorplatz Schauspiel/Staatstheater
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urban sound studies
Performances:
2015, Auf AEG/DB-Museum
2016, Nürnberg, Neues Museum
2017, Nürnberg, Staatstheater
2017, Prag, St.Agnes Kloster
2018, Nürnberg, Neues Museum
2018, Academy of Music in Kraków
2019, Hochschule für Musik Nürnberg
Soundwalks:
2016, Nürnberg, Hans-Sachs-Platz Wöhrder Wiese
2017, Nürnberg, Staatstheater
2017, Prag, Palais Waldstein-Burg
2019, Nürnberg, Konzerthaus
Soundscapes:
2016, Venedig, Fondamente Nuove
2017, Nürnberg, Klangpostkarte
2018, Krakau, Marktplatz-Flussufer
2019, Nürnberg, Konzerthaus