Nachtsicht

für Sprecher oder Bilder und Live-Elektronik, optional Schlagzeug oder Klavier

(2010/11)
13 min
Text: Frank Schablewski
Ölbilder: Jina Park
Edition Juliane Klein

GEMA-Nr. 11926497 (Version für Sprecher, Live-Elektronik)
GEMA-Nr: 11987520 (Version für Sprecher, Live-Elektronik und Schlagzeug)
GEMA-Nr: 11926495 (Version für Sprecher, Live-Elektronik und Klavier)

GEMA-Nr. 11926508 (Live-Elektronik)
GEMA-Nr: 11987520 (Version für Live-Elektronik und Schlagzeug)
GEMA-Nr. 11987524 (Version für Live-Elektronik und Klavier)


Aufführungen

Version zu Bildern

  • Korea, Seoul Art Space_Geumcheon, 2010, Peter Gahn (Live-Elektronik), Jina Park (Bilder)
  • Berlin, Galerie Korea, 2010, Ausstellung "Nightsight", Peter Gahn (Live-Elektronik), Jina Park (Bilder)
  • Korea, Seoul, Sungkok Art Museum "Jina Park - snaplife", 2010
  • Düsseldorf, Galerie Ursula Walbröl, Ausstellung "Listening to the heater", Peter Gahn (Live-Elektronik), Jina Park, Stefan Ettlinger (Bilder)
  • Ahlen, Stadt-Galerie, Ausstellung "ECHO-CHAMBER" von Christine Rusche, Jens Brülls (Schlagzeug), Peter Gahn (Live-Elektronik)

Version mit dem Text Frank Schablewskis

  • Düsseldorf, Kunstpunkte 2010, Peter Gahn (Live-Elektronik), Frank Schablewski (Sprecher)
  • Düsseldorf, "Tasten10", Peter Gahn (Live-Elektronik), Michael Fuchs (Sprecher)

Installationsansicht der Ausstellung Jina Park "Snaplife", 2010, Sungkok Museum, Seoul
Bilder: "Black Landscape" , 2008 und "Night Tree", 2008

Programmtext

„Nachtsicht“ entstand aus der Zusammenarbeit des Komponisten Peter Gahn mit dem Schriftsteller Frank Schablewski, der Malerin Jina Park und dem Pianisten Jan Gerdes zum Thema urbane Nacht.

Rauschen nächtlich urbanen Verkehrs, vereinzelte Schritte, kaum zu hörende Gesprächsfetzen nächtlicher Spaziergänger, Bahnen und Autos über und unter großen Brücken tauchen unvermittelt auf oder werden gesteuert durch Klänge von Pinselstrichen. Einzelne Pinselstriche werden klanglich mikroskopiert. Riesige, teils durch den ganzen Raum gespannten Leinwänden werden angeschlagen oder gestrichen. Arbeitsgeräusche aus einem Maleratelier mit geöffnetem Fenster mitten in der Großstadt, dazwischen Klänge der meterlangen, raumprägenden Heizkörperröhren des Ateliers und eines gezupften, geschlagenen und mit Pinsel gestrichenen E-Basses.

Diese urbane Nacht wird erweitert mit abstrakteren Klängen, generiert mit virtuellen Leinwänden, meterlangen E-Bass-Saiten und stählerne Brückenteilen, sowie in den Aufführungsversionen mit Schlagzeug oder Klavier um die Instrumentalklänge.

Das ruhige Schreiten in der Nacht, sowie der Rhythmus des Auftragens der Farbe auf der Leinwand, gegeben durch das entspannte Atmen, die Schwingfrequenz des Körpers, die Länge und Richtung der Pinselstriche und die Viskosität der Ölfarbe - mit kleineren Pausen zum Aufnehmen neuer Farbe und größeren Pausen zum Mischen der Farbe und Betrachten der Striche, des Bildes - steuern den Rhythmus der elektronischen und instrumentalen Klänge. Diese langsam, leicht unregelmäßig pulsierenden Rhythmen erscheinen nacheinander und nebeneinander in verschieden großen Ausschnitten, mal mehr oder weniger verlangsamt oder beschleunigt im Zeitverlauf des Stückes.

Die starke ruhige Stille von Jina Parks Gemälden wird durch diese Klangwelt zu einem größeren Raum, einer weiteren Dimension hin geöffnet und ist wiederum auch eine musikalische Umgebung zu Gahns Klängen, gibt diesen eine materielle Substanz. Gahn fand auf der Suche nach einer Musik mit einem transparentem Schwarz in Parks Gemälden eine entsprechende Umgebung. In Aufführungen und Installationen mit anderen Bildern und Räumen werden sich weitere Wechselwirkungen ergeben, in den Köpfen der Beobachter und Zuhörer neue Räume entstehen, Klänge und Bilder neue Dimensionen bekommen.

Sprachästhetisch, inhaltlich, klanglich und rhythmisch eröffnet sich durch den Text Frank Schablewskis eine weitere Perspektive. Aufgezeichnet wurden die Klänge während der gemeinsamen Recherche der urbanen Nacht des Komponisten Gahns mit dem Schriftsteller Schablewski und dem Pianisten Jan Gerdes nicht nur in den Tonaufnahmen, die einen Großteil des Klangmaterials bilden, sondern auch in Sprachnotizen Schablewskis, aus denen sich gleichzeitig mit der Musikkomposition der Text entwickelte. Die Klangkomposition der Vokale und Konsonanten bewegt sich auf subtile Weise in den Klangwelten der urbanen Nacht und der elektronischen Komposition. Der Rhythmus der vereinzelten Worte und kleinen Wortgruppen lässt manchmal Richtungen erahnen und einzelne lose Gruppen von gleichmäßigen Pulsen aufscheinen.