ink, colours and gold on paper I

Ensemble

Fl,Klar(B), Schlgzg,Klav, 2Vl,Vc

(2004)
11 min
Auftrag der Kanagawa Kulturstiftung
Edition Juliane Klein

GEMA-Nr: 8679602

Aufführungen

  • UA: Ensemble Nomad Tokyo, Kanagawa Prefecture Public Hall, Yokohama, Japan 2004
  • DE: Musikhochschule Münster, 2010
  • Weitere Interpreten: ensemble Insomnio, Utrecht
  • Weitere Aufführungsorte: Gaudeamus International Music Week 2007

Auszeichnungen

  1. 26. Irino Preis, internationaler Kompositionspreis für Kammermusik

Aufnahmen

  1. Live-Mittschnitt, Ensemble Nomad Tokyo, Kanagawa Prefecture Public Hall 2004

Ensemble Nomade © Satoshi Aoyagi 2004

Programmtext

Paul Gauguins Bilder beeindruckten mich stark mit ihren klar strukturierten magischen Farbflächen und ließen mich nach Vergleichbarem in der Musik suchen. Ähnliches fand ich auch in der jap. Malerei, speziell in Bildern des Künstlers Tawaraya Sotatsu, der im 17. Jahrhundert in Kyoto wirkte. Diese Bilder haben einen flächigen Hintergrund aus Blattgold, durch den die aufgetragenen Deckfarben (wie bei Gauguin teilweise in mehreren Schichten übereinander aufgetragen) sich klar von diesem abgrenzen und leuchtend hervortreten. Der das Bild beherrschende Hintergrund überstrahlt alles und schließt gleichzeitig den Raum des Bildes zweidimensional ab. Es gibt keine Zentralperspektive, die den Betrachter aus dem Bild heraus leitet, sondern der Hintergrund entmaterialisiert sich durch seine strahlende Ausdrucklosigkeit quasi selber und gibt dem Betrachter die Möglichkeit und den Anstoß dazu, über den sich dahinter befindenden, nicht einsehbaren Raum frei zu assozieren. Manchmal verdecken goldene Wolken große Teile der farbigen Bereiche und lassen so den Hintergrund mit dem Vordergrund verschmelzen und ebenso über die verdeckten farbigen Bereiche unter den Wolken frei assoziieren. Da auch die farbigen Objekte in keiner hierarchischen Ordnung wie der Zentralperspektive, sondern in der sogenannten Parallelperspektive gleichberechtigt nebeneinander angeordnet sind, erlaubt dies dem Betrachter, den Blick, ohne von einem zentralen Objekt angezogen zu werden, von jedem beliebigen Platz ausgehend, auf dem Bild frei schweifen zu lassen. Auch in diesem Stück gibt es keinen Teil, der in allen Bereichen den anderen gegenüber herausragt. Jeder Teil hat ein besonderes Moment und besitzt somit die Möglichkeit, von einem Hörer als der für ihn bedeutendste gehört zu werden, wodurch die anderen Teile in Relation zu diesem wahrgenommen werden.

Auf dem goldenen Hintergrund, gespielt u.a. von den 2 Violinen liegen die Farbschichten des Duos Klarinette und Klavier und des Trios Flöte, Violoncello und Schlagzeug. Diese beiden Ensembles im Ensemble spielen gleichzeitig die gleiche Musik aber auf verschiedene Art und Weise, welches sich aus den unterschiedlichen Möglichkeiten ihrer Instrumente und deren Kombinationen ergibt. Der Zuhörer kann sich frei entscheiden, auf welche Gruppe er seinen Fokus legt, oder ob er sich auf den goldenen Hintergrund/Vordergrund konzentriert und in den Raum hinter der Musik eintaucht, oder alles zusammen aus großer Distanz betrachtet.

(Peter Gahn)